Auf der Suche nach dem guten Leben
Hin und wieder werde ich gefragt, wie ich mir meine langen Auslandsaufenthalte leisten kann. Die Sache ist die: Ich finde Mittel und Wege, Geld einzusparen. Zum einen habe ich nach wie vor keinen festen Wohnsitz, daher auch keine Wohnkosten in Österreich. Ich kann überall arbeiten, habe meinen Laptop immer dabei. Und ich finde günstige oder kostenlose Wohnmöglichkeiten, war Couchsurferin, Katzensitterin oder habe gegen Kost und Logis ausgeholfen. Wie zur Zeit bei einer Familie in Andalusien, die ich bei der Kinderbetreuung unterstütze. Dieses Angebot tauchte in einer schlaflosen Vollmondnacht auf, und ich wusste sofort: da will ich hin. Seit meine Kinder groß sind, sehne ich mich immer wieder nach kleineren Kindern, also packte ich die Gelegenheit beim Schopf. Und nun bin ich wieder am Meer und liebe es, jederzeit schwimmen gehen zu können (wenn es nicht gerade zu stürmisch ist, was um diese Jahreszeit öfters vorkommt) - ein Aspekt, der maßgeblich zu meiner Lebensqualität beiträgt.
Eine Erinnerung taucht auf: Anfang 2022 flüchtete ich mit meiner Tochter für eine Woche nach Teneriffa, um Freunde zu besuchen. Es war die Zeit des unsäglichen „Lockdowns für Ungeimpfte“, der Menschen wie mir (und meiner Tochter) das Leben schwer machte. Ich ließ mir das Reisen auch während jener düsteren Zeit nicht nehmen, da man in die meisten Länder ohne C-Impfung einreisen konnte – auch wenn sie uns anderes weismachen wollten.
Es gab diesen einen Moment, als ich am Meer stand, erfüllt von einer schier unermesslichen Sehnsucht, und dachte: Ich will nicht zurück. Das Land, in dem ich aufgewachsen war, hatte mich zum Outlaw gemacht, es hatte mich durch den Fleischwolf gedreht und wieder ausgespuckt. Ein Gedanke ließ mich nicht los: Warum bleibe ich nicht einfach hier, suche mir ein Apartment? Doch da war meine Tochter, die mich noch brauchte und daher ging ich vorerst zurück. Es dauerte nicht lange, bis ich beschloss, meinen fixen Wohnsitz aufzugeben, um flexibler zu sein. Und im Winter 2023/24 kehrte ich auf die Kanaren zurück, um diesmal zwei Monate auf der Insel La Palma zu bleiben.
Meine Tochter ist jetzt älter und selbständiger und seit kurzem ebenfalls auf Reisen. Gemeinsam mit der unumstößlichen Tatsache, dass nun die kalte und trübe Jahreszeit vor der Tür steht, war dies der Anlass für mich, wieder loszuziehen. :-) Ende November geht es wieder nach La Palma - diesmal mit dem Vorsatz, herauszufinden, ob ich dort länger leben möchte. Selten gab es einen Ort, an dem ich mich so wohl und im Reinen mit mir gefühlt habe. Denn mir ist auch klar, dass ich nicht mehr lange so weitermachen möchte, rast- und ruhelos, ständig unterwegs – auch wenn das Reisen vermutlich immer zu meinen größten Leidenschaften zählen wird. Und wer weiß, vielleicht wird es wirklich ein Ort am Meer…