Böden schützen
Die Überschwemmungen der letzten Wochen in Österreich und Deutschland zeigen einmal mehr Probleme auf, die schon lange bekannt sind: wachsende Bodenversiegelung, Überregulierung der Flüsse sowie Monokulturen in der industriellen Landwirtschaft führen dazu, dass bei starkem Regen die Böden zu wenig Wasser aufnehmen können.
Bodenversiegelung in Österreich
„Intakter Boden ist wie ein Schwamm, der Wasser aufsaugen kann. Je mehr verbaut und versiegelt wird, desto mehr verlieren wir diese überlebenswichtige Bodenfunktion“, erklärt Bodenschutzsprecher Simon Pories vom WWF Österreich. „Anstatt weiter intakten Grünraum unter Straßen, Gewerbeparks und Asphaltwüsten zu begraben, muss die Politik rasch konsequente Maßnahmen zum Erhalt und zur Wiederherstellung von Böden und Ökosystemen setzen.“
In Österreich ist bereits fast die Fläche Vorarlbergs versiegelt, also mit einer wasserundurchlässigen Schicht aus Beton oder Asphalt überzogen. Gleichzeitig gelten nur noch rund 15 Prozent der heimischen Flüsse als ökologisch intakt und elf Prozent der Wälder als naturbelassen. Die meisten österreichischen Flüsse sind stark reguliert, begradigt und kanalisiert. Natürliche Überschwemmungsräume wie Feuchtgebiete, naturnahe Wälder und Moore wurden im letzten Jahrhundert für Verbauungen und intensive Landwirtschaft auf ein Fünftel der ursprünglichen Fläche dezimiert.
Kaputte Böden durch Monokulturen
In der industriellen Landwirtschaft sind es vor allem Monokulturen, die zu kaputten Böden führen. Ein Beispiel aus der Steiermark (Bild) zeigt, dass die durch Maismonokulturen ausgelaugten Böden den anhaltenden Regen nicht mehr aufnehmen konnten. „Die Landbewirtschaftungsmethode kann die regionalen Auswirkungen von Trockenheit oder Starkregenereignissen beeinflussen“, erklärt Andreas Karl-Barth von der Humusbewegung. “Viele konventionelle und biologisch wirtschaftende Betriebe beschreiten deshalb bereits den Weg einer regenerativen aufbauenden Landwirtschaft.” Die zentralen Elemente dabei sind: eine ausgleichende das Bodenleben fördernde Düngung, eine durchdachte und ausgewogene Fruchtfolge, dauerhafte Begrünung der Felder durch Untersaaten, Beisaaten und Zwischenfrüchte mit möglichst großer pflanzlicher Vielfalt. Dieser Mischkultureneffekt führt zu einer besseren Wasser- und Nährstoffspeicherung und Humusbildung. „Bewachsener, gesunder Boden wird immer deutlich mehr und rascher Wasser aufnehmen können als offener, verschlämmter Boden“, so Barth, der betont: „Nur eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure in der Region kann die Situation verbessern, beginnend bei der Vermeidung versiegelter Flächen am Privatgrund und bei Gewerbetreibenden, bis hin zu kommunalen und überregionalen Maßnahmen“, so Barth. "Wir sollten jedenfalls vermeiden, den Bauern die Schuld zuzuweisen."
Die Landwirte der Humusbewegung geben ihr Wissen in Form von Stammtischen und Seminaren an Interessierte weiter.
Folgen der Bodenversiegelung
Laut Umweltbundesamt kann ein Hektar gesunder, unversiegelter Boden bis zu 2.000 Kubikmeter Wasser speichern – etwa eine Badewanne pro Quadratmeter. Im Gegensatz dazu können die Wassermassen auf Beton und Asphalt nicht versickern, sondern werden aufgestaut. Der WWF weist auch darauf hin, dass Flächenversiegelung nicht nur die Gefahr von Hochwasser erhöht, sondern weitere schwerwiegende Folgen mit sich bringt:
- Verlust der Artenvielfalt. Immer mehr menschliche Infrastruktur bedeutet weniger Natur und weniger Lebensraum für (bedrohte) Arten.
- Befeuerung der Klimakrise. Nur intakter Boden kann CO2 aus der Atmosphäre langfristig speichern. Je weniger intakter Boden vorhanden ist, umso stärker werden wir auch die Folgen der Klimakrise wie Hitzewellen, Trockenperioden oder Starkregen spüren.
- Verlust von Grundwasser: Auf zubetonierten Flächen rinnt das Wasser ab und kann nicht im Boden versickern. Die Folge: Der Grundwasserspiegel sinkt.
Maßnahmen für Bodenschutz
Der WWF empfiehlt daher fünf Bodenschutzmaßnahmen zur Senkung des Hochwasserrisikos:
- Bodenschutz-Vertrag für Österreich: 2022 lag der Bodenverbrauch bei 12 Hektar pro Tag. Das ist fast 5 Mal so hoch wie das sogenannte „Nachhaltigkeitsziel“ von 2,5 Hektar pro Tag, das sich die Bundesregierung 2002 gesetzt hat.
- Systematisch entsiegeln: Überbreite Straßen und ebenerdige Parkplätze von Gewerbeparks, Einkaufszentren und im öffentlichen Raum sollten rückgebaut und entsiegelt werden. Stattdessen können Grünflächen, mehrstöckige Bauweisen oder Rasengittersteine forciert werden, damit die Böden wieder aufnahmefähiger werden.
- Raumordnung ökologisieren: Die fortschreitende Zersiedelung treibt die hohe Bodenversiegelung zusätzlich an, wodurch wiederum das Hochwasserrisiko steigt.
- Intakte Ökosysteme wiederherstellen: Die Aufweitung begradigter Flüsse, Anbindung von Seiten- und Altarmen und die Sicherung natürlicher Überflutungsflächen vor Verbauung können das Hochwasserrisiko vermindern.
- Naturnahe Wälder schützen: In naturnahen Wäldern können sowohl der grobporige, stark durchwurzelte Boden, als auch die größeren Mengen an Totholz besonders viel Wasser speichern und über einen längeren Zeitraum hinweg abgeben.
WWF und Greenpeace haben Petitionen für mehr Bodenschutz gestartet.