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Avatar von Conrad Knittel

"Welchen Sinn hat es, wenn ich damit nur Menschen in meiner „Blase“ erreiche?"

Das ist wirklich die Frage. Aber nicht im resignativen Sinne: Es hat offensichtlich keinen Sinn, sondern im Sinne von: Wie kann ich mehr die Menschen erreichen, die ich bisher eher nicht erreichen würde. Wo kann ich Anknüpfungspunkte schaffen an andere Diskurse, die stärker im Mainstream stehen? (Ohne dabei manipulativ vorzugehen.) Die meisten Menschen sind ja durchaus empfänglich für eine rationalere und zugleich empathischere Sichtweise auf die Dinge, wenn man den richtigen Anknüpfungspunkt findet. Vielleicht ist es unsinnige Bürokratie, vielleicht unsinnige Krankheiten oder gesundheitliche Probleme, vllt Sport, vllt Humor...

Die meisten von uns -- ich zumindest -- waren mal stark im Mainstream verankert und haben dann zufällig doch den Weg in ganz unmainstreamige Gefilde gefunden. Bei mir sind die Quellen, an die ich mich erinnern kann ursprünglich Daniele Ganser und Telepolis gewesen, zudem natürlich ein Studium der Philosophie und Literatur, und ein tiefes Interesse daran, Dinge von vielen verschiedenen Perspektiven zu sehen, das wohl durch das Zerbrechen meiner Kindheits-Religiosität ausgelöst wurde.

Aber interessanterweise hat gerade die Corona-Pandemie gezeigt, dass Leute vollkommen unterschiedlicher Lebenswege zusammenkamen, um ihre Kritik an den Maßnahmen artikulieren zu lernen. Und Mattias Desmet, zum Beispiel, erinnert uns daran, dass in einem chaotischen System (wie menschliche Gesellschaften es sind) kleinste Veränderungen in der Peripherie gewaltige Auswirkungen auf das Ganze haben können. Das Christentum und der Islam sind dafür geschichtliche Beispiele, wie kleine Beginne die ganze Welt umkrempeln können. Wir können nicht wissen, wo der Kipppunkt zum Besseren liegt, und ob wir kurz davor sind, oder noch einen langen, steinigen, aber schönen Weg vor uns haben, um Die Ärzte zu paraphrasieren.

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