Verbote und Vernaderer
Eine kleine Nachricht der letzten Tage hat eine Lawine an Gedanken und Emotionen bei mir ausgelöst: ein Mann, der in den Mülltonnen eines Supermarkts nach weggeworfenen Lebensmitteln fischt, wird angezeigt – offensichtlich von jemandem, der ihn beobachtet hat.
In was für einer Welt leben wir?
In dieser Welt werden nicht die Verursacher bestraft, die wertvolle Lebensmittel einfach entsorgen, sondern diejenigen, die versuchen, sie zu retten.
In dieser Welt können viele Menschen sich ihr Essen nicht mehr leisten.
Diese Begebenheit sagt auch so viel über unser Land und seine Menschen aus. Österreich, das Land der Verbote und Vernaderer (es dürfte kein Zufall sein, dass es im österreichischen Sprachgebrauch ein eigenes Wort für „verpetzen“ gibt).
Das Land, wo Menschen sich sicher fühlen, wenn sie sich an die Regeln halten. Wo Menschen an einer roten Ampel stehenbleiben, auch wenn weit und breit kein Auto kommt. Wenn es das Gesetz vorsieht, muss es wohl richtig sein?
Das Land, in dem die meisten Leute immer noch glauben, es würde etwas verändern, wenn sie alle paar Jahre zur Wahl gehen und die „richtige“ Partei wählen – um es sich dann wieder auf ihrem Sofa bequem zu machen. Wo die Menschen es sich gut eingerichtet haben in ihrem kleinen Leben, abgesichert gegen alles, bis zur heiß ersehnten Pension. Diese Scheinsicherheit wird teuer erkauft mit unzähligen Vorschriften und Verpflichtungen. Wenn es keine Pflicht gibt, dann wird schon dafür gesorgt, dass der „richtige“ Weg eingeschlagen wird, es wird kontrolliert und manipuliert - von der Schule bis zu den Medien.
In diesem Land stehen, wie eine Greenpeace-Recherche ergab, 230 000 Wohnungen leer. Zugleich leben in Österreich rund 20 000 Menschen auf der Straße, alleine in Wien sind mindestens 4000 Menschen unter 30 Jahren obdachlos - die Dunkelziffer dürfte weit höher sein. In diesem Land, , wo in den letzten Jahren alles teurer geworden ist, wird uns erzählt, dass es nicht anders geht. Doch kaum fährt man über die Grenze ins benachbarte Ausland, nach Ungarn, Slowenien, in die Slowakei, merkt man, dass es doch geht. Es wird uns auch erzählt, dass es uns gut geht im „Sozialstaat“ Österreich, besser als anderswo.
Ist das so?
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